Plötzlich war das Weihnachtsgeschäft dahin
Ausgerechnet vor Weihnachten, wo Schmuck und Uhren beliebte Geschenke sind, musste Claudia Salm Ihr Geschäft “SalmUnikat” in Schöftland schliessen. Im Interview erzählt Sie, wie Sie sich mit Ihren Mitarbeiterinnen mit Frauenpower durch den Lockdown kämpfte.
Claudia Salm aus Attelwil lernte Detailhandelsfachfrau im Bereich Uhren und Schmuck und bildete sich zur Detailhandelsspezialistin weiter. Sie träumte schon immer von der Selbständigkeit: “Am 1.1.2018 wachte ich morgens auf und ich wusste, dass ich bereit war für diesen Schritt”.
Das ehemalige Schmuck und Uhrengeschäft an der Dorfstrasse 29 in Schöftland (Pyramide) stand zu diesem Zeitpunkt leer. Nach intensiven Planungsarbeiten wurde dann am 4. September 2018 die SalmUnikat Schmuck & Uhren GmbH eröffnet. Von Anfang an mit dabei Maria Chirico und Regina Maurizzi, die Claudia Salm tatkräftig unterstützen.
Nach einer erfolgreichen Aufbauphase 2019 kam am 17. März 2020 dann der erste Dämpfer: “Die Hiobsbotschaft kam, von der man insgeheim schon gewusst hat, dass sie kommen wird, aber man wollte einfach nicht daran glauben. Der erste Lockdown! Es riss einem den Boden unter den Füssen weg. Ein seltsames Gefühl, totaler Stillstand!”, erinnert sich Claudia Salm lebhaft. Aber plötzlich wusste sie instinktiv, was zu tun war: “Ich sagte meinen Mitarbeiterinnen, jetzt erst recht. Wir stehen diese Zeit durch!” –
Eine Flucht nach vorne im wahrsten Sinne des Wortes: Sie nutze die Zeit sich intensiv mit Werbung via Social-Media auseinander zu setzen. “Eine günstige, aber effektive Art und Weise zu zeigen, wer sind wir, was machen wir, was haben wir für Produkte. Mitte Mai durften wir dann wieder öffnen und der Sommer/Herbst 2020 war sehr erfolgreich. Man spürte den Nachholbedarf der Menschen.”

Als kurz vor Weihnachten dann aber der zweite Lockdown kam, waren alle richtig geschockt: “Ich glaubte, ich wär im falschen Film, und es kam das erste mal das Gefühl einer grossen Ungerechtigkeit auf. Der Kanton Aargau verschenkte quasi unser lokales Weihnachtsgeschäft an die umliegenden Kantone! In diesen durften die Geschäfte zum grossen Teil vor Weihnachten noch offen bleiben. Die letzten 10 Tage vor Weihnachten sind nun mal eine sehr umsatzstarke Zeit. Wir hätten uns besser damit abfinden können, wenn die Schliessung alle betroffen hätten. So aber konnten potentielle Kunden zum Beispiel einfach nach Sursee oder Olten ausweichen, was sie dann verständlicherweise auch getan haben”, erzählt Claudia Salm.
“Es ist auch sehr fraglich, warum ausgerechnet kleine Geschäfte, welche wesentlich bessere Schutzkonzepte als die Grossverteiler umsetzen konnten, schliessen mussten. Auch wir haben viel investiert, damit Kunden sicher und geschützt beraten werden können.”
Gibt es trotzdem etwas Gutes, das aus dieser Krise eventuell resultiert? “Ich denke die Menschen lernten die regionalen Geschäfte wieder mehr zu schätzen. Manchmal merkt man erst, was fehlt, wenn es nicht mehr da ist. Bei uns freuen sich die Kunden, wenn sie vorort wieder beraten werden können. Sie wollen einen Ring, Schmuck oder Uhren spüren, anprobieren, fühlen. Das geht nicht in einem Online-Shop. Ich denke viele sind froh, wenn sie in einem Geschäft wieder nett und kompetent beraten werden können.”
Woher holten Sie sich die Energie trotzdem immer weiter zu machen und nie aufzugeben? Claudia Salm lacht: “Viel Lachen! Das ist das einzige Mittel, das wirklich hilft. Ich bin auch sehr froh, dass ich mich mit meinem Mann immer wieder darüber austauschen konnte. Ausserdem ist das Geschäft mein «Baby», mein Kind, das gibt man nicht einfach so auf!”
